Lesezeit: 7 Minuten
Redaktion SeeMe-nopause
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Neuestes Update: 29-04-2024
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Wie sehr Stress Ihre Wechseljahre beeinflusst (mehr, als Sie denken)

In unserer heutigen Gesellschaft stehen viele Frauen ständig unter Stress. Sie hetzen von einem Termin zum anderen und die Liste der zu erledigenden Aufgaben nimmt kein Ende. Häufig gönnen Frauen sich keine Ruhepausen, oder zumindest nicht genug.  

Wechseljahreberaterin Suzanne Rouhard erklärt die Auswirkungen von Stress auf die Wechseljahre.

Wenn Sie den Aus-Schalter nicht finden

Wir Frauen haben einen anstrengenden und anspruchsvollen Beruf oder leiten sogar ein Unternehmen. Dazu kommen die Familie und/oder die Pflege unserer Eltern. Außerdem leben wir in einer Zeit, in der viele Reize über unsere Smartphones und Tablets auf uns einströmen und wir das Gefühl haben, immer erreichbar sein zu müssen.  

Aber all diese Reize und das ganze Drumherum haben auf unseren Körper die gleiche Wirkung wie eine Stressreaktion auf eine akute Gefahr.

Ihr Körper unter Stress

Wir sind genetisch eigentlich noch die gleichen Menschen wie die vor der Agrargesellschaft: Jäger und Sammler. Damals wurden wir mit lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert, zum Beispiel mit dem Angriff eines Säbelzahntigers.  

Ihr Gehirn reagiert auf ein solches Gefahrensignal mit einer Kette von Reaktionen in Ihrem Körper. Die Hormone Adrenalin und Cortisol spielen dabei eine wichtige Rolle. Das sympathische Nervensystem löst fast sofort eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion aus, die Ihren Körper darauf vorbereitet, zu handeln und Sie in Sicherheit zu bringen.

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Was bewirkt Adrenalin?

Adrenalin setzt diese Reaktion in Gang. Das Hormon löst eine Reihe von Veränderungen in Ihrem Körper aus, die es Ihnen ermöglichen, optimale Leistungen zu erbringen und sich zu schützen: 

  • Ihr Blutdruck und Ihre Herzfrequenz steigen an.
  • Ihre Muskeln spannen sich an und Blut wird aus anderen Organen abgezogen (das dann für Ihre Muskeln verwendet wird).
  • Ihre Pupillen werden größer.
  • Ihre Verdauung schaltet auf Sparflamme (schließlich essen Sie nicht, wenn Gefahr besteht).

Was bewirkt Cortisol?

Gleichzeitig weist die Hypophyse, eine kleine Drüse am unteren Ende des Gehirns, die Nebennieren an, Cortisol zu produzieren.  

In einer gefährlichen Situation lässt Cortisol den Blutzuckerspiegel ansteigen und erhöht den Stoffwechsel. Dadurch wird mehr Energie freigesetzt, um die stressige Situation zu bewältigen. Eine sehr kluge Reaktion des Körpers, die auf die wichtigen Hormone Cortisol und Adrenalin zurückzuführen ist.

Ihr Körper unter konstantem Stress

Was aber, wenn Ihr Körper diese Reaktion nicht nur in Momenten ernster Gefahr zeigt, sondern den ganzen Tag über? Chronischen Stress also, eigentlich. Dann sieht die Sache total anders aus.  

Ihr Körper unterscheidet nicht zwischen dem Stress einer akuten Gefahr (z. B. ein Auto, das auf Sie zurast, während Sie über einen Zebrastreifen gehen) und dem Stress, der entsteht, wenn Sie ständig im Actionmodus sind. Die Reaktion des Körpers mag weniger heftig sein, aber sie ist konstant. Obwohl die Gefahr zwar oft ernst, aber auch nur von kurzer Dauer ist.

Sie fragen sich vielleicht, ob das so schlimm ist. Nun, Sie haben gerade gelesen, dass die Reaktion dazu beiträgt, Ihren Körper in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Das hat alles mit der langfristigen Produktion von Cortisol zu tun.

Ihr Körper funktioniert weniger gut

Der Nachteil der ständigen Produktion des Stresshormons Cortisol besteht darin, dass dadurch andere wichtige Körperfunktionen beeinträchtigt werden.  

Sie haben bereits gelesen, dass die Verdauung auf Sparflamme schaltet, was bedeutet, dass die Nahrung nicht optimal verdaut wird und die Nährstoffe nicht so gut aufgenommen werden. Dabei werden diese Nährstoffe dringend für die Hormonproduktion benötigt. Ich sehe zum Beispiel häufig Verdauungsprobleme bei Frauen, wie Sodbrennen, Blähungen und Reizdarm.

Außerdem wird Ihr Körper eine höhere Kohlenhydratzufuhr anstreben, um sicherzustellen, dass Sie genügend Energie haben, um fliehen oder kämpfen zu können. Denn das ist es, was Ihr Körper glaubt, zu brauchen: Energie, um sich in Sicherheit zu bringen.

Wenn diese Situation zu lange andauert, ist Ihr Körper nicht mehr in der Lage, Ihren Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten, Entzündungen zu hemmen und Ihr Immunsystem in Gang zu halten. Das Ergebnis? Sie fühlen sich müde, sowohl geistig als auch körperlich, und gejagt. Der Dauerstress unterdrückt also Ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden.

Wie steht es um das Cortisol in den Wechseljahren?

Cortisol hat also weitreichende langfristige Folgen für Ihre Gesundheit. Doch was genau macht das Stresshormon mit den Hormonen in den Wechseljahren?  

Wenn Sie lange Zeit in Action sind und sich nicht ausreichend ausruhen, steigt das Cortisol so stark an, dass es Ihr gesamtes Hormonsystem durcheinanderbringt. Ihr Körper ist einfach nicht dafür gemacht, immer in diesem „Eil- und Notfallmodus“ zu sein.

Die wichtige Funktion der Nebennieren

Darüber hinaus sind unsere Nebennieren, die das Cortisol produzieren, unser Reservesystem nach der Menopause. Sie produzieren die notwendige Menge an Östrogen und Progesteron für Sie, wenn Ihre Eierstöcke dies nicht mehr tun.  

Die von den Eierstöcken produzierte Menge an Sexualhormonen war für die Fortpflanzung notwendig. Beide Hormone haben andere wichtige Aufgaben in unserem Körper, doch sie werden in wesentlich kleineren Mengen benötigt. Das bedeutet aber auch, dass Sie jetzt noch mehr auf Ihre Nebennieren achten müssen als vor den Wechseljahren.

Wenn frau nun aber ständig unter Druck und Stress steht, stehen die Nebennieren vor der Wahl: Welche Hormone stellen wir aus den verfügbaren Baumaterialien her? Und weil evolutionär gesehen unser Überlebensinstinkt immer an erster Stelle steht, produziert Ihr Körper lieber Cortisol als unsere Sexualhormone.

Auch hier können Sie sehen, dass der Körper genau das tut, was nötig ist. Nur ist das in der Welt, in der wir heute leben, nicht immer praktisch.

Ist mein Nervensystem überaktiv?

Viele Frauen sind sich selbst nicht bewusst, dass sie immer im Actionmodus sind. Sie leben seit Jahren so. Der ständige Eil- und Notfallmodus ist zum Standardmodus geworden.  

Vielleicht bemerken Sie aber, dass Ihre Symptome während des Urlaubs nachlassen. Und das sagt eigentlich schon alles. Im Urlaub entspannen Sie sich und Ihr Körper kann sich auf die Produktion von Sexualhormonen anstelle von Cortisol konzentrieren. Und das merkt frau sofort.

Weitere Anzeichen dafür, dass Ihr Nervensystem überaktiv ist:

  • Sie brauchen drei Tassen Kaffee, um wach zu werden.
  • Sie lächeln seltener als früher.
  • Sie haben das Gefühl, nicht alles unter Kontrolle zu haben.
  • Sie fühlen sich regelmäßig durch Kleinigkeiten gestresst.
  • Sie haben deutlich weniger Lust auf Sex.
  • Sie erleben Ihren Wein beim Abendessen als die einzige Entspannung des Tages.
  • Sie sind ein Perfektionist und akzeptieren es nicht, wenn einmal etwas nicht nach Plan läuft.
  • Sie sind reizbar und schnell gereizt.
  • Ihre Schlafqualität lässt zu wünschen übrig: Sie haben Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen, oder Sie kommen morgens nicht aus den Federn.

Stress in den Wechseljahren verringern

Erkennen Sie sich in einigen Punkten wieder? Dann sind Sie vielleicht gestresster, als Sie denken. Doch Sie können die Kontrolle über Ihre Hormone zurückgewinnen, indem Sie sich einfach öfter entspannen und Ihr Nervensystem zur Ruhe kommen lassen.

Beruhigen Sie Ihr Nervensystem

Haben Sie, aus welchen Gründen auch immer, viel Stress während der Wechseljahre? Erfahren Sie, wie Lebensstil, Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel und medizinische Behandlungen Ihre Gesundheit in dieser Phase unterstützen können und Ihr Nervenkostüm zur Ruhe kommen kann.  

Quellennachweis

  • Reed SD, Newton KM, Larson JC, Booth-LaForce C, Woods NF, Landis CA, Tolentino E, Carpenter JS, Freeman EW, Joffe H, Anawalt BD, Guthrie KA. (2016). Daily salivary cortisol patterns in midlife women with hot flashes. PMID: 26663024.
  • Shabani F, Montazeri M, Abdolalipour S, Mirghafourvand M. (2022). The effect of mindfulness training on stress and sleep quality of postmenopausal women: A systematic review and meta-analysis. PMID: 36346199.
  • Hopper SI, Murray SL, Ferrara LR, Singleton JK. (2019). Effectiveness of diaphragmatic breathing for reducing physiological and psychological stress in adults: a quantitative systematic review. PMID: 31436595.

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