Für Marion (47) war Abnehmen nie ein Thema. Während viele Freundinnen und ihre Schwester regelmäßig eine neue Diät machten, musste Marion nie auf ihr Gewicht achten. Außerdem verstand sie die Faszination für das Idealgewicht nie wirklich: „Ich dachte immer: Wenn ich ein bisschen bewusst esse, werde ich schon nicht so stark zunehmen. Aber inzwischen weiß ich es besser.“
Seit Marion in den Wechseljahren ist, scheint ihr Körper einen völlig eigenen Willen zu haben, vor allem, wenn es um ihr Gewicht geht. „Ich bemerkte, dass meine Hosen enger wurden, und nach einer Weile beschloss ich, mich zu wiegen und stellte fest, dass ich innerhalb von ein paar Monaten 7 Kilo zugenommen hatte. Ich fand es erschreckend, wie schnell das passiert war und verstand es nicht. An meinem Lebensstil hatte ich überhaupt nichts geändert“, sagt sie. „Der Witz ist, dass ich eigentlich angefangen hatte, mehr Sport zu treiben, weil ich wusste, dass die Wechseljahre bevorstanden.“
Sie verstand es nicht: Schließlich hatte sie ein aktives Leben und ernährte sie sich auch gesund. Da sie ihren sich verändernden Körper nicht mochte, probierte sie alles Mögliche, das sie zuvor von Freundinnen gehört hatte, aus.
„Ich versuchte es eine Zeit lang mit Intervallfasten und fing an, weniger Kohlenhydrate zu essen, aber das blieb ziemlich erfolglos“, sagt sie. „Inzwischen zeigte die Waage bereits 12 Kilo mehr an als vor den Wechseljahren. Ich beschloss, einen Termin bei einer Ernährungsberaterin zu machen, in der Hoffnung, dass sie mir sagen könnte, was ich ändern könnte. Offenbar fehlten mir doch die richtigen Informationen.“
„Bei der Ernährungsberaterin habe ich eine Analyse meiner Ernährung erhalten. Ich musste ein Ernährungstagebuch führen und wir diskutierten darüber, wie Hormone und mein Alter meinen Stoffwechsel beeinflussen, aber sie konnte keinen eindeutigen Grund finden, warum ich so plötzlich zunahm.“
Marion fing jedoch an, einige Tipps der Ernährungsberaterin umzusetzen, z.B. ihren Mahlzeiten mehr Proteine hinzuzufügen. Obwohl sie das machte, stellte sie keine Veränderungen an ihrem Gewicht fest. „Ich fühlte mich zwar gesund, aber mein Körper schien etwas anderes zu denken. Ich wurde immer schwerer, als ob ich in einem Körper gefangen wäre, über den ich keine Kontrolle hatte. Als sich später herausstellte, dass ein hormonelles Ungleichgewicht dahinter steckte, verstand ich, warum die Empfehlungen nicht funktionierten.“
Die Gewichtszunahme beeinträchtigte Marion auch psychisch. „Ich kann nicht leugnen, dass mich das verunsichert hat. Vor allem, weil ich damit noch nie Probleme hatte. Der Kontrollverlust frustrierte mich ungemein, und ich verhielt mich sogar meinem Mann und Kind gegenüber gereizt.“
In Absprache mit ihrem Mann beschloss sie, trotzdem zur Hausärztin zu gehen, um eine medizinische Ursache auszuschließen. Marion unterzog sich Bluttests, um ihre Schilddrüsen-, Blutzucker- und Cholesterinwerte zu überprüfen, aber auch diese Ergebnisse waren alle im grünen Bereich.
„Die Hausärztin bestätigte mir, dass es nicht ungewöhnlich ist, in den Wechseljahren zuzunehmen, aber nach einem eingehenden Gespräch beschloss sie, dass etwas anderes passieren musste. Sie schlug Medikamente zur Gewichtsabnahme vor. Ich war etwas überrascht, weil ich das als eine Art letzten Ausweg sah. Aber dieses Medikament wurde speziell für Menschen wie mich entwickelt: wenn sie aufgrund hormoneller oder metabolischer Veränderungen übergewichtig sind.”
Schon nach ein paar Wochen bemerkte Marion bereits einen Unterschied. „Ich fühlte mich leichter und die Waage bestätigte das. Nach ein paar Wochen passten meine alten Blusen wieder, sie waren nicht mehr zu eng. Ich war so erleichtert, eine Lösung gefunden zu haben.“
Ihre Frustration wich auch einer neuen Motivation. „Ich fühlte mich so viel stärker, weil ich die Kontrolle wiedererlangt zu haben schien. Ich war wieder energiegeladen. Vorher hatte es mich geärgert, dass das ganze Training sinnlos war, aber jetzt hatte ich wieder Lust auf Sport.”
„Die Medikamente gaben meinem Stoffwechsel einen zusätzlichen Schub, sodass ich abnahm und mein Körper langsam wieder der alte wurde“, sagt Marion. „Ich habe mir die Entscheidung anfangs nicht leicht gemacht, und es fühlte sich auch so an, als würde ich schummeln, aber das habe ich jetzt ganz beiseite geschoben. Wichtig ist, dass frau ihren eigenen Weg geht und das tut, was ihrem Körper gut tut. Und bei mir waren das diese Medikamente.“
Im Durchschnitt nehmen Frauen zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr ein halbes bis ein ganzes Kilo pro Jahr zu. Und obwohl die Gewichtszunahme in den Wechseljahren einen wichtigen Zweck erfüllt, ist sie nicht unbedingt förderlich für das Selbstbild.