Kim ist 14 Jahre alt, geht zur Schule und steckt mitten in der Pubertät. Während sie sich ihren Weg durch ihr eigenes turbulentes Leben bahnt, stellt sie fest, dass ihre Mutter nicht immer dieselbe Person ist, die sie einmal war. Der Hormoncocktail der Wechseljahre und der der Pubertät hat ihre Beziehung ganz schön in Wallung gebracht. Kim: „Meine Mutter und ich stehen uns ziemlich nahe, aber in letzter Zeit ist es so, als würden wir ständig aneinandergeraten.“
Die Wechseljahre begannen für Heleen, der Mutter von Kim, mit starken Hitzewallungen. „Ich hatte keine Ahnung, was das Wort genau bedeutete, aber plötzlich fing meine Mutter beim geringsten Anlass an zu schwitzen und wurde rot“, sagt Kim.
„Wenn mir kalt war, war ihr wahnsinnig heiß. Und oft wurde sie dann auch noch gereizt oder wütend. Wenn ich sie dann fragte, ob es ihr denn gut geht, konnte sie sehr schroff reagieren. ‚Was denkst du denn?‘, sagte sie dann, während ich es nur gut meinte.“
Zu Hause läuft jetzt alles ganz anders und als Einzelkind ist Kim oft die Leidtragende: „Ich saß nur ruhig auf der Couch und scrollte durch TikTok, ich tat sonst nichts, und dann kam sie ins Zimmer und schrie plötzlich wütend, dass ich nicht ständig an diesem Ding sitzen sollte und dass ich etwas anderes machen sollte“, sagt Kim.
„Ich erschrak und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte, denn ich tat doch nichts Schlimmes. Ich wurde selbst wütend. Warum darf ich nicht einfach machen, worauf ich Lust habe? Und warum rastet sie immer gleich aus?“
Kim gibt zu, dass sie selbst auch nicht immer die Einfachste ist. „Ich kann selbst manchmal schlechtgelaunt sein, aber anfangs war meine Mutter verständnisvoll. Sie verstand mich, ohne dass wir unbedingt darüber reden mussten. Jetzt gibt es oft Streit“, sagt Kim.
„Neulich kam ich etwas spät von einer Freundin nach Hause und schon gab es darüber einen heftigen Streit. Danach fühlte ich mich schuldig, weil ich tatsächlich zu spät kam, aber ich war auch frustriert. Warum ist alles so mühsam und eskaliert ständig?"
Selbst wenn Kim ihrer Mutter erzählen möchte, was ihr in der Schule zu schaffen macht, scheint sie wenig Geduld dafür zu haben. „Früher konnten wir über alles reden und sie hat mir Ratschläge gegeben, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass sie denkt: Stell‘ dich nicht so an.“
Seit kurzem versteht Kim besser, was los ist. „Mein Vater hat mir neulich erzählt, dass meine Mutter in den Wechseljahren ist. Dadurch ist sie manchmal gereizt, aber sie meint es nicht so. Es tat gut, das zu hören. Es liegt nicht an mir, sagte Papa, sondern an Mama.“
Kurz nach dem Gespräch mit ihrem Vater erklärte auch Kims Mutter ihr in einem ruhigen Moment, was los war. Kim: „Sie sagte mir, dass sie sich wegen ihrer Hormone nicht ganz unter Kontrolle hat und sich ganz anders als normal fühlt. Sie sagte auch, dass sie sich immer schuldig und schlecht fühlt, wenn wir uns wieder gestritten haben, weil sie weiß, dass sie mir gegenüber ungerecht ist. Da wurde mir klar, dass sie nichts dafür kann. Wegen der Wechseljahre ist sie verwirrt und ich verstehe, dass das unangenehm ist.“
Nach den Gesprächen mit ihren Eltern , sagt Kim, sei die Stimmung zu Hause zum Glück wieder viel besser. „Ich verstehe jetzt, wieso sie so reagiert und kann deshalb etwas besser damit umgehen, anstatt mich darüber zu ärgern“, erklärt sie.
Sie merkt auch, dass ihre Mutter wirklich ihr Bestes gibt, um selbst zur Ruhe zu kommen, und auch um die Wogen zwischen ihr und ihrer Tochter zu glätten. Und wo die beiden zuerst wegen der vielen Hormone, die durch das Haus schwirrten, aneinandergerieten, finden Kim und Heleen jetzt in genau diesem Chaos zueinander.
Kim: „Weil ich jetzt verstehe, was vor sich geht, können wir auch darüber reden und sogar darüber lachen. Letzte Woche war ich mit ihr einkaufen, als wir wieder in eine Diskussion gerieten. Ich weiß schon gar nicht mehr, worum es ging, aber irgendwann sahen wir uns an und mussten beide lachen“, sagt Kim mit einem Grinsen im Gesicht.
„Oh, und heute Abend ist Papa nicht da und machen Mama und ich einen Filmabend auf dem Sofa. Es ist im Grunde so, wie es immer war, außer dass sie manchmal verschwitzt aussieht. Und darüber müssen wir jetzt eigentlich nur noch lachen.“